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Wanderurlaub im Allgäu - Hotel HUBERTUS Mountain Refugio

Erlebnis von HUBERTUS-Gastgeber Karl Traubel

Hast du dein Testament gemacht?

Mit dem Fahrrad durch Marokko

SPEZL
War die Frage meiner Familie, als ich ihnen unterbreitete, dass ich mit meinen Spezl (bayrischer Ausdruck für Freund/Bekannter) nach Marokko und in den großen Sandkasten (Sahara) möchte. Und das ganze auch noch mit dem Fahrrad. Nachdem man bei mir zuhause von meinen Eskapaden weis, wurde nicht dagegen geredet, was sowieso nichts genutzt hätte. Nur die Frage nach dem Testament kam immer wieder auf. Welches ich dann auch einen Tag vor der Abreise noch handschriftlich verfasst habe, im Safe deponierte und an den Hausanwalt schickte.

URGESTEIN
Initiator für diese Tour war das Urgestein der MTB-Szene, Gestalter des Alpentransalp, mit dem Bike von Oberstdorf nach Meran, Andi Heckmaier, 74-jährig (vierunddsiebzig!) und immer noch fit. Mit Unterstützung und organisiert von Top Mountain Tours, flogen oder flohen wir aus dem Allgäuer Winter Richtung Süden auf den schwarzen Kontinent. Nach nur drei Stunden Flugzeit landeten wir in einer anderen Welt, in einer komplett anderen Kultur und in einem anderen Zeit-Rhythmus. Marrakesch war der Anflugpunkt von Marroco Air, untergebracht in einem Riad, ein traditionelles marokkanisches Haus mit einem Innenhof und Dachgarten. Übrigens, der Begriff kommt vom arabischen Wort für Garten, riyāḍ (von dem auch der Name der Stadt Riad abgeleitet ist). Die Gestaltung dieser Innenhöfe in der Küstenregion von Marokko geht auf die lokale Adaption der Bauweise römischer Villa (Atriumhaus) zurück. Der Riad wurde mit Beginn des Islams populär. Sie bieten der Familie Schutz und Privatsphäre. Viele Riads in Marrakesch werden heutzutage als Hotels genutzt (dies habe ich aus Wikipedia abgeschrieben). Wir, das waren sechs radverrückte Allgäuer plus ein Rand-Allgäuer aus Leutkirch und unserem Team: Ein Tourguide (a junger Hupfer mit 20 Jahren), zwei Fahrer für die Begleit-Jeeps, ein Koch und zwei Helfer.

HOLLYWOOD IN AFRIKA
Am nächsten Tag gings los mit zwei Toyota Jeeps und einem alten Mercedes-Kastenwagen (geschätzte 500.000 km). Zuerst über den Hohen Atlas bei strömenden Regen und leichtem Schneefall und wie bei uns in den Alpen auf der Südseite war es schön, jedoch kalt und windig. So windig, dass unsere Fahrradl "fast" waagrecht flogen, wenn man nicht darauf saß. In solch einer Schräglage bewältigten wir den ersten Tag. Quarzazate hieß das Ziel, ein Filmdrehort wo z.B. Game of Thrones, Gladiator, Die Bibel – Josef, Das Jesus Video, Die Bibel (Miniserie) sowie Die Päpstin und Der Medicus gedreht wurden. Am nächsten Tag war Agdz unser Ziel, die Strecke war relativ gut, nach etwas über 80 km erreichten wir unser Ziel. In der Beschreibung war etwas von 46 km zu lesen. Die noch größere Herausforderung war, dass es kein Bier gab, lediglich Pfefferminz - Tee und Wasser. Tags darauf (es wurde immer wärmer), fuhren wir ab von der normalen Straße (wir waren ja auch mit dem MTB unterwegs) auf eine äußerst ruppige Straße nach Zagora. Das Draa-Tal mit Tausenden von Dattelpalmen gab den Weg vor. Am Ende hatten wir 107 km absolviert und ein Hotel "ausgemacht" welches Bier hatte. Die genaue Anzahl wieviel wir tranken kann ich nur in einem 4-Augen-Gespräch offenbaren. Zagora ist ein nicht unbedingt sehenswertes Städten, ein paar Töpfereien, bewohnt von Berbern. Die vergleichsweise große Dattelpalmenoase ist bis heute das Zentrum der landwirtschaftlichen Produktion – auf kleinen Parzellen werden im Frühjahr Gerste, Bohnen, Zwiebeln, Kohl und anderes Gemüse angebaut. Bereits im März/April ist Erntezeit. Darüber hinaus war Zagora immer schon ein Markt- und Handelsplatz für die Region; im 20. Jahrhundert sind verschiedene Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe hinzugekommen. Auch der Wüstentourismus spielt eine nicht unbedeutende Rolle im Wirtschaftsleben der Stadt. Am nächsten Tag ging es über einen Pass, wo wir das Tor zur Sahara passierten, rein in den großen Sandkasten. Ich finde Wüste immer wieder faszinierend. Man glaubt man ist alleine unterwegs und irgendwie taucht immer wie aus dem Erdboden hervorgezaubert ein, zwei oder mehr Gestalten auf. Beseelt von einer Freundlichkeit die beeindruckt. Natürlich hatten wir mit unseren kurzen Hosen immer das Gelächter auf unserer Seite, kein Betteln, nichts. Mittags, wenn wir unsere Küchencrew trafen, wurde immer an einem wunderschönen schattigen Platz gegessen und etwas geruht. Das was wir nicht schafften, bekamen die Jungs aus dem Dorf.

WÜSTENCAMP
Mit vier Camps in der Sahara, vorbei an den riesen Dünen, welche mehrere hundert Meter hoch sind, Tagesetappen von etwa 80 - 100 Kilometer, bis 47 Grad und frischen Nächten kamen wir in das nordwestwärts gelegene Foum-Zguid. Eine Garnisonsstadt mit dem schnellsten Internet, welches ich je erlebt habe. Das sollte mal Bayerns Heimatminister Söder ausprobieren, damit er weiß, wie schnell die digitale Welt in Afrika unterwegs ist. Hier sind wir in Balderschwang zur Zeit noch meilenweit entfernt. Dies ist sowieso bemerkenswert, unterwegs mit dem Kamel, auf dem Esel sitzend, der Säugling an der Mutterbrust und das Handy am Ohr oder in Reichweite. Das war vor dreißig Jahren noch nicht so, als ich zum ersten mal die Sahara mit dem Auto durchquerte. Die Reise neigte sich mit dem letzten Fahrtag, der größten Abweichung bei der Tour-Map und 110 km dem Ende. Auf der Tour trafen wir lediglich eine holländische und eine kalifornische Radgruppe welche das Vallee du Draa durchfuhren und dann wieder umdrehten. Ganz unten im Süden, dort bei den riesen Dünen, waren in Edelcamps Reisende unterwegs, ansonsten stießen wir erst in Marrakesch auf Touristen. 300 Euro im Monat verdient im Schnitt einer unserer Begleiter, versorgt damit seine Familie und Eltern. Ich denke, dass Tourismus für diese Leute eine gute Perspektive ist, um ihre Familien zu ernähren. Des Weiteren wünsche und hoffe ich mir, für dieses Land eine stabile politische Entwicklung, dies tut auch unserer Entwicklung in Europa gut.

EIN HOCH AUF BERGQUELLWASSER
Wieder daheim in Balderschwang freue ich mich auf frisches Bergquellwasser, nicht aus PET-Flaschen, saftige grüne Täler mit dem Allgäuer Braunvieh, auch wenn Dromedare lässige Geschöpfe sind, an Bergkäs und Speck, auch wenn mir das Couscous gut schmeckte, a Allgäuer Brauhaus Büblebier, weil Pfefferminz Tee zur rechten Zeit gut schmeckt, jedoch am Abend ein Feierabend Bier ein Genuss sein kann, der unbeschreiblich ist...
Ich wünsch euch was - Euer Karl.

P.S.: ...und grüne Berg, schneebedeckte Gipfel, obwohl Sanddünen schön sind, bloß schwierig nauf zum laufa.

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